Kreativität first

Wer kennt sie nicht, die Hyper-Schlagworte „Big Data”, „Algorithmus”, KI & Co.? Manchem machen sie Angst, andere sehen hier die großen Chancen für ihr Business, aber an kaum jemandem geht diese Entwicklung sang- und klanglos vorbei.

So z.B. im Marketing – hier entscheiden mehr und mehr die Algorithmen und künstlichen Intelligenzen über Zeitpunkt, Kanal und Inhalt bei der individuellen Kundenansprache.

„Kreatives Arbeiten wird in Zukunft ein Comeback erleben, da KI zeitaufwendige Arbeitsschritte übernimmt.”

Holger Behnsen, Emarsys im futurebiz-Interview 06/2018

Das Gute daran: Den Agenturen und Marketern bleibt somit mehr Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: Strategie, Planung und... Kreation!

Was bedeutet „kreativ”?

Alle Menschen haben die Anlage, schöpferisch tätig zu sein. Nur merken es die meisten nie.

Truman Capote

Kreativität ist ja zunächst mal ein nicht ganz so griffiger Begriff. Wer bewertet, was kreativ ist und was nicht, und wie wird man kreativ – ist der eine sogar per se kreativer als manch anderer? ... oder kann Kreativität einfach gelernt, vermittelt werden?

Per definitionem bezeichnet Kreativität i.d.R. die Fähigkeit eines Individuums oder einer Gruppe, in phantasievoller und gestaltender Weise zu denken und zu handeln. Der Kreativitätsprozess wird meist als typische Abfolge von Problemidentifikation, Vorbereitungsphase, Generierungsphase und Beurteilungsphase beschrieben.

Und hierbei können verschiedenste Methoden zur Ideen-Entwicklung zum Einsatz kommen, die in größeren und auch kleinen Teams hilfreich und wirkungsvoll sind. Im Folgenden werden einige vorgestellt, die auch bei der Great White Ark gerne zum Einsatz kommen!

Brainstorming

Der Klassiker – Das Brainstorming

Das Brainstorming funktioniert immer optimal für Herausforderungen, Problemarten und Fragestellungen einfacher Komplexität. Brainstorming lässt sich auch hervorragend mit anderen Kreativitätstechniken zur Ideenfindung kombinieren. So gehen wir dabei vor!

Den Teilnehmern wird die Aufgabe bzw. die Fragestellung dargestellt und gegebenenfalls mit Anschauungsmaterial vertieft.

Sodann startet das eigentliche Brainstorming in lockerer Runde und die Teilnehmer nennen spontan Ideen zur Lösungsfindung, wobei sie sich optimalerweise gegenseitig inspirieren und untereinander Gesichtspunkte in neue Lösungsansätze und Ideen einfließen lassen.

Alle Ideen werden mitgeschrieben. Wichtiger noch als ein bestimmter Ablauf sind beim Brainstorming Regeln, die unter allen Umständen eingehalten werden müssen:

  • Keine Kritik an anderen Beiträgen, Ideen und Lösungsvorschlägen
  • Überhaupt keine Kritik während der Ideenfindung
  • Auch unmögliche Ideen aussprechen
  • Ideen anderer aufgreifen
  • Befangenheit verdrängen 
  • Je kühner und phantasievoller die Ideen, desto besser ist das Brainstorming
  • Keine Angst vor Blamage

Mindmap

Der Evergreen – Mind Mapping

Mind Mapping eignet sich besonders für die erste Ideenfindung und funktioniert sowohl in der Gruppe als auch in der Einzelanwendung.

So starten wir:

  • Man nehme ein großes Papier, idealerweise im Querformat.
  • In die Mitte der Seite wird ein Kästchen oder besser ein einprägsames Bild oder eine kleine Skizze gezeichnet, die das zu behandelnde Hauptthema darstellt.
  • Von diesem Begriff / Bild ausgehend wird spontan für jeden tiefergehenden Gedanken / Unterpunkt eine Linie gezeichnet, die weder gerade sein muss oder noch sonstigen Regeln unterliegt.
  • Auf dieser Linie werden die einzelnen Schlüsselworte zu den Unterpunkten geschrieben. Das System mit allen Verästelungen kann dann immer weiter geführt werden. 
  • Auch zusätzliche Symbole, wie zum Beispiel Pfeile, kleine Bilder, gemalte Ausruf- oder Fragezeichen strukturieren das Gesamtbild gut und helfen beim Gedanken-Nachvollziehen!
  • Auf dieser Basis kommt man von einer Ausgangsproblematik schnell und gut visualisiert auf ganz neue Ideen / Analogien / Ansätze und kann die dann später für die weitere Konzeption immer wieder gut nachvollziehen!

Reizwort

Ganz neu denken – Reizworttechnik 

Diese Technik hilft besonders gut bei der Ideenfindung in der Werbung.

So funktioniert die Reizworttechnik:

Zuerst wird die Aufgabenstellung oder das Problem beziehungsweise das Ziel für alle sichtbar auf ein Papier geschrieben, z.B. „Wie finde ich neue Kunden für mein Fitness-Studio?“

Nun wird das Lexikon (oder Ihre ganz individuelle Reizwortquelle) auf einer beliebigen Seite aufgeschlagen und spontan einen Begriff gewählt. Beispiel: „Katze“ 

Jetzt werden in der Gruppe zum Reizwort passende Eigenschaften aufgeschrieben. Das muss nichts mit der eigentlichen Fragestellung zu tun haben. z.B.

  • ist total reinlich
  • landet immer auf den Pfoten
  • Fängt Mäuse und Vögel
  • die Katze Garfield ist total dick und faul

Nun werden die Eigenschaften auf das ursprüngliche Problem, bzw. die Fragestellung adaptiert, z.B.:

  • Super Wellnessbereich lädt zum Entspannen ein, kann auch ohne Abo genutzt werden
  • Safety-First-Trainings-Siegel!
  • Catch a friend-Aktion: 1 Probe-Abo für 2 Personen zum Teilen
  • Ironischer Comic mit coolem Charakter als Testimonial als Video-Clip...

Disney Method

Frag die Maus – Walt-Disney-Methode

Achtung, das wird jetzt ein wenig aufwändiger, lohnt sich aber!

Besonders, wenn man das Gefühl hat, bei einem Problem oder einer Aufgabenstellung festgefahren zu sein, bietet diese Methode die Möglichkeit, Herausforderungen aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen.

Das Rollenspiel, die eigentliche Grundidee der ganzen Methode, kann von einer Einzelperson, aber auch im Team angewandt werden. Das Team schlüpft in drei Rollen, um das Problem / die Aufgabe zu lösen:

  • Der Träumer 
  • Der Realist
  • Der Kritiker

Für jede Rolle wird eine eigene Ecke, bzw. ein eigener Bereich definiert. Hierfür reichen zum Beispiel auch schon drei Stühle, die in verschiedene Ecken eines Raumes gestellt werden.

So geht’s Schritt-für-Schritt:

Schritt 1

Der Kreislauf, hier am Beispiel eines Teamrollenspiels erklärt, beginnt mit einem Probelauf. Die Teilnehmer schlüpfen vorab, ohne das Thema zu wissen, in die drei verschiedenen Rollen, um sich „einzuleben“.  In der Träumerecke sollten alle an einen wunderschönen und kreativen Moment in ihrem Leben denken, um den positiven Einfluss zu spüren.

Schritt 2

Nach einer kurzen Pause erfolgt der Wechsel zum Realistenplatz.  Dort muss sich jeder Teilnehmer an eine persönliche Situation erinnern, die er praktisch und clever gelöst hatte.

Schritt 3

Zum Schluss, in der Kritikerecke, sollte eine Situationen ins Bewusstsein geholt werden, die jeder Teilnehmer kritisch analysiert hatte.

Schritt 4

Nach der anschließenden Ruhephase wird dem Team das zu lösende Problem bekannt gegeben.

Schritt 5

Nun beginnt das eigentliche Rollenspiel. Das Team begibt sich in die Träumerecke. Die Träumer nutzen in dieser Phase ihre rechte beziehungsweise kreative Gehirnhälfte, um Visionen und Ziele zu entwickeln. Jeder noch so chaotische und verrückte Ansatz ist die Chance für eine neue Idee.

Schritt 6

Im Anschluss wandern die Teilnehmer zum Realisiererplatz.

Die Realisten ziehen sich mit den gewonnenen Ideen zurück und stellen sich folgende Fragen:

  • Was muss getan oder gesagt werden? Was wird für die Umsetzung benötigt (Material, Menschen, Wissen, Techniken)?
  • Was fühlt man bei dieser Idee?
  • Welche Grundlagen sind schon vorhanden?
  • Kann der Ansatz getestet werden?
  • Die Realisten testen wirklich jede Idee, bevor diese an die Kritiker weitergegeben wird. So entpuppen sich manche auf den ersten Blick noch so unrealistischen Ideen als wirkliche, innovative Ansätze.

Schritt 7

An der letzten Station im Kreislauf haben die Kritiker die Aufgabe, sich konstruktiv mit den Ideen auseinanderzusetzen.

Die Analyse beinhaltet immer mindestens folgende Fragen:

  • Was könnte verbessert werden?
  • Was sind die Chancen und Risiken?
  • Was wurde übersehen?
  • Wie denke ich über den Vorschlag?

Der Kreativitätsprozess gilt als abgeschlossen, wenn keine weiteren relevanten Fragen offen sind und wenn abzusehen ist, dass ein weiterer Durchlauf keine Optimierung bringt. Es lohnt sich auf jeden Fall, insbesondere bei umfangreicheren Aufgaben, in diese Methode hineinzuwachsen und das mal auszuprobieren.

Fazit

Alle Kreativtechniken unterstützen uns als Denkhilfe für neue Denkwege :) und sie helfen uns, möglichst viele Ideen mit ihrer Hilfe zu generieren. Man muss aber nicht nur mehr Ideen haben als andere, sondern auch die Fähigkeit besitzen zu entscheiden, welche dieser Ideen gut sind.

Und hier entscheidet der kreative Kopf mit gesundem Menschenverstand einfach besser und mit mehr Expertise als eine künstliche Intelligenz das kann!

In einer Kreativagentur / im Team (bestehend aus Menschen) hat jeder das Recht, über eine Idee mitzuentscheiden, sodass verschiedene Geschichten, Expertisen, Erfahrungen und individuelle Gedankengänge einbezogen werden und daraus etwas Neues entstehen kann, das andere Menschen begeistert!

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Veröffentlicht

Mi., 4. Juli 2018

Autor

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Mirjam Michel
Senior Social Advertising Manager